Zweiter und abschließender Bericht vom Kungsleden
Zurückhaltung und Spannung lagen in der Luft, als wir drei am Sonntagnachmittag das Kungsleden-Tor passierten. Unser kürzester Lauftag war geprägt von leichten Beinen, schnellen Füßen und dem besten Wetter seit unserem Start vor sieben Tagen. Mit frohem Sinn und leichtem Körper bewegten wir uns gut und hakten die ersten 5 Meilen unseres Tages problemlos ab, bevor wir bemerkten, dass wir unsere letzten Momente auf dem Weg einfach so davonsprinteten. Unsere Beine waren in den sieben Tagen, in denen wir über Steine getanzt, durch Bäche gewatet, über Pässe gewandert sind und ein paar Abenteuer abseits des Weges genossen hatten, immer stärker geworden. Die gleichmäßigen, einfachen letzten Meilen nach Abisko brachten uns schnell vorwärts, um unser Ziel zu erreichen. Aber ein gewisser Widerwille überfiel uns und wir verlangten nach einer Pause.
Eine Pause, um die Stille einzusaugen. Eine Pause, um die völlige Abschottung von der Welt, aber doch die tiefe Verbundenheit mit dem Moment zu genießen. Eine Pause, um in dem törichten, albernen, sorgenfreien Zustand zu verharren, in den man leicht eintritt, wenn man durch wilde Landschaften hüpft oder am Ufer eines Flusses steht. Atem. Gegenwart. Dasein. Die alte und knorrige Fjällbjörk (Bergbirke) zeigt ihre Herbstfarben, während sie Seen und Flüsse einrahmt, die in den Tälern dahinströmen. Sie erinnert mich daran, dass die letzten Schritte dieser Reise auch die Jahreszeitenwende vom Sommer zum Herbst und somit das Ende einer weiteren Saison des Laufens sowie Entdeckens kennzeichnen. Ein Jahr des Reisens, unter anderem ins indische Dholavira, um am The Rann teilzunehmen, ins spanische La Palma, um auf die Vulkane zu laufen, nach Juneau, um Alaskas schneebedeckte Gipfel zu erklimmen, in Kaliforniens hohe Sierra für den John Muir Trail und jetzt nach Abisko, um den Kungsleden in Schweden zu vollenden.